Bösenbrunn

Die Besiedlung

 
Durch Funde und Ausgrabungen, z. B. bei Taltitz, ist die Siedlung von Menschen in unserer Gegend bereits in der Frühgeschichte (Bronzezeit) nachgewiesen. Später wurde das Vogtland durch die stattfindenden Völkerwanderungen von wechselnden germanischen Volksstämmen besetzt.
Aus Aufzeichnungen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus über die Seßhaftigkeit germanischer Stämme kommt für das obere Vogtland in dieser Zeit nur der Stamm der „Nariscer“ in Frage. Die Bedeutung des Volksnamens „Nariscer“ leitet sich nach Köhler vom alten deutschen „narsk“ für Fels, Gebirge ab.
Die Nariscer, die schon im 2. Jahrhundert Verbündete der Markomannen gegen die Römer waren, „schlossen sich gewiß auch bis gegen das 6. Jahrhundert den deutschen Heerzügen gegen die Römer an „. (Limmer, I.p.49)
Wenn nun auch kein allgemeines Verlassen des Landes von ihnen anzunehmen ist, so muss doch davon ausgegangen werden, dass die eigentliche Kriegsmacht fort zog.
Später wurde das Gebiet von einem Slawenstamm, den Sorben, der still und friedlich nachrückte und hauptsächlich in den Tälern und Auen die leer gelassenen Plätze und Länder besetzte, bevölkert. Ein etwa 400jähriges selbständiges Leben der Sorben in unserer Gegend begann. Ungefähr ein Drittel aller jetzt im Vogtland bestehenden Ansiedlungen wurden gegründet, wie aus den Ortsnamen heute noch ersichtlich ist (Endungen —itz, -an, -cha, -iß, -a).
 
Mit der Bekehrung der Sachsen zum Christentum durch Karl dem Großen wurden auch die Slawen im Jahre 789 zur Unterwerfung gezwungen. Er trug dem Bischof zu Würzburg auf, dafür zu sorgen, dass in dem sorbischen Bezirk Kirchen gebaut würden. Das freie Volk wurde tributpflichtig. Den Hauptschlag gegen die Sorben führte König Heinrich der I (oder Finkler) im Jahre 929. Der größte Teil des Landes wurde Krongut. Eingesetzte Vögte übernahmen die Verwaltung. Der Name „Voigtland“ entstand. Gleichzeitig mit dem Auftreten der Vögte als souveräne Herrscher begann die Zerstückelung des Landes.
Anfang des 13.Jahrhunderts war dann im allgemeinen die Germanisierung und Bekehrung der Bevölkerung abgeschlossen.
Vom zweiten Drittel des 12. bis in den Anfang des 13.Jahrhunderts ließen sich Ritter, Krieger und deutsche Bauern im Gebiet der Sorben nieder. Sie erhielten verschiedene Freiheiten, wie feste Abgaben, Befreiung von Frondiensten, ein Erbrecht.
Die Besiedlung von Bösenbrunn müsste in dieser Zeit erfolgt sein, wenn auch die erste urkundliche Erwähnung erst wesentlich später nachzuweisen ist.
 

Bösenbrunn und seine Ortsteile

 
Nach einer Stiftsurkunde des Bischofs Dietrich von Naumburg aus dem Jahre 1122 lagen die heutigen Fluren von Bösenbrunn mit Ortsteilen Kulm und Untertriebelbach im Machtbereich der Grafen Everstein, Lehnsherren des Dobnagaues unter der Regierung Kaiser Heinrich des V. Als eines der bedeutendsten Geschlechter des niederen Adels im Vogtland traten die „Säcke“ 1297 zu Planschwitz und 1382 zu Geilsdorf auf. Am 2. Oktober 1440 verliehen „Churfürst Friedrich und Herzog Wilhelm zu Sachsen (Gebrüder) den Gebrüdern Ulrich und Nickel Sacke, beide Ritter,“ den Hof zu Geilsdorf und die Dörfer Bösenbrunn, Schönbrunn und Bobenneukirchen in der Pflege Voigtsberg.
Im Erbbuch steht 1542 „in diesem Dorff seintt 15 mannschaften, außgeschlossen Nickele Sacks forbegkhs, auch so viell Feuerstett“ Die erste urkundliche Erwähnung der Einwohnerzahl von Bösenbrunn erfolgte mit 13 besessene Mann (Hofbesitzer), 2 Gärtner und
7 Inwohner (Knechte und Mägde) (ca. 100 Personen) im Jahre 1557. Der Ortsteil Kulm wurde 1752 erstmals als eine Rodesiedlung bestehend aus 6 Häusern erwähnt. 1818 sind zwei Namensversionen überliefert „Kollm, Collm“, später auch „Auf dem Kulm“.
1830 wurde er die „Kulmhäuser“ genannt, welche zerstreut zwischen Türbel und Bösenbrunn liegen. Ab 1876 finden wir den auch heute noch gebräuchlichen Namen Kulm. Der Ortsteil besteht zur Zeit aus neun bewohnten Häusern.
Die Siedlung Untertriebelbach wurde 1590 urkundlich unter dem Namen „Fuchspöhl“ und 1825 als „Triebelbach“ erwähnt. In dieser Zeit gehörten die Einwohner teils zum Bösenbrunner und teils zum Planschwitzer Rittergut. Gepfarrt war die Siedlung zum Teil nach Bösenbrunn und zum Teil nach Oelsnitz.
1843 gehörte der Ortsteil Untertriebelbach zum Amt Voigtsberg.
Erstmals im Jahr 1847 erschien die Siedlungstrennung Ober- und Untertriebelbach.
Die Siedlung wird auch heute noch von der Bevölkerung als Ober- und Unterfuchspöhl bezeichnet.
Das Einzelgehöft Beucholdsgrün am Ortsausgang Bösenbrunns wird im alphabetischen Ortsverzeichnis des Königreichs Sachsen 1862 als „Beucholdshain, einzelnes Haus zu Bösenbrunn gehörend“ bezeichnet.
1930 gehörte Beucholdsgrün jedoch nicht wie Bösenbrunn zum Gendarmerieposten Oelsnitz-Raschau, sondern zu Bobenneukirchen.
Im gleichen Verzeichnis von 1862 werden auch „Grüne Tanne, einzelne Häuser zu Bösenbrunn gehörend“, „Klingenstein, Schäferei zu Bösenbrunn gehörend“ und die „Fuchsmühle, Mühle zu Untertriebelbach und mit diesem zu Bösenbrunn gehörend“ aufgeführt.
 

Ortsnamen, Schreibweise und Deutung

 
Der Name Bösenbrunn entstand aus den beiden Wörtern „boese, bose“, und „brunn“, die aus dem Mittelhochdeutschen stammen. Das erste Wort bedeutet „schlecht, gering, wertlos“ und das zweite Wort ist mit „Quelle, Brunnen“ identisch. Verschiedene Versionen der Namensentstehung, die sich auf eisenhaltiges Wasser, vergiftete Brunnen oder schlecht befahrbare Verbindungswege bei Regen beziehen, gehören wohl in das Reich der Sage und können nicht belegt werden. Die Schreibweise des Namens änderte sich seit der Ersterwähnung im Laufe der Zeit wie folgt: erste urkundliche Erwähnung: 1378 „Bosinbrun“
 
weitere Namensversionen:
„Bosinbrunne“ Castell (Burg) Voigtsberg
1425 „Zcu Bosenbrunne“
1460 „Villa Boßinborn“ und Steuerreg.- StA Weimar „Bozinbrunn“
1467 „Villa Poesenpruen“ Steuerreg.-Ämter Voigtsberg und Pausa Vogtl.
1531 „Poßenbrun“ Türkensteuerliste
1583 „Bossenbronn“ HstA Dresden
1587 „Bosenbrunn“ Lehnsbrief d. Lehnhofes Dresden
Seit 1791 wird der noch heute offiziell gebräuchliche Name „Bösenbrunn“ geführt.
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